Mit steigendem Umweltbewusstsein begann in den 60er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland die Auseinandersetzung mit Altlasten-Lagerstätten welche als Gefährdung für Umwelt und Gesundheit betrachtet wurden. Hierbei handelte es sich insbesondere um toxische Substanzen aus Rüstungs- und Industrieproduktion die zur Vermeidung von Kosten für sachgerechte Entsorgung oder in Beendigungssituationen militärischer Konflikte so unsachgemäss gelagert wurden, dass sie aus den zumeist unterirdischen Lagerstätten Jahrzehnte später wieder in den Boden, das Grundwasser oder die Atemluft zurückgelangen konnten und somit eine Gefahr für Natur und Bevölkerung darzustellen begannen.
In Altlastenkatastern wurden in der Folge identifizierte Lagerstätten sowie altlastenverdächtige Flächen bei den Landesämtern für Umwelt und den Kommunen erfasst und registriert. Lagerstätten aus denen sich eine konkrete, direkte Bedrohung ableitete, wurden zumeist mit hohem Kostenaufwand saniert.
Für Weilmünster existierten spätestens seit den 70iger Jahren und existieren weiterhin Indikatoren für den Verdacht, dass innerhalb der Gemeindefläche in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts Altlasten aus Bergbau und Rüstungsproduktion abgelagert worden sein könnten. Eine offizielle bzw. öffentliche Behandlung dieser Frage ist bisher unterblieben. Es ist nicht bekannt, ob und von welcher Seite ein Ständiges Umwelt Monitoring durchgeführt wird um sicherzustellen, dass aus den potentiellen Risikostätten keine toxischen Substanzen austreten und in die Umwelt gelangen.
Die besondere Situation Weilmünsters ergibt sich aus der Existenz einer grossen Zahl aktiver und ehemaliger Bergbaustätten welche bis in die 20iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts und sogar bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Betrieb und Nutzung blieben. Bemerkenswerterweise unterblieb für manche dieser Bergbaustätten eine kartographische Erfassung im Rahmen der TK 1:25000.
Die grösste Zahl dieser Bergbaustätten diente der Gewinnung von Eisen-haltigen Gestein und dessen Weiterverarbeitung in lokalen (Audenschmiede, Essershausen) oder regionalen Verhüttungswerken (Wetzlar / Buderus). Manche der Minen lieferten aber auch Schwermetalle. Besondere Bedeutung für den Schwermetall-Abbau hatte über Jahrhunderte hinweg die Grube Mehlbach in einem Seitental des Bleidenbaches zwischen dem Bahnhof Rohnstadt und Laubuseschbach. Als besonders toxisches Bergbau-Folgeprodukt gilt für die Grube Mehlbach die Existenz von Blei-Oxid (PbO, Pb3O4, PbO2). Da die Grube Mehlbach ab den 20iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts artesanal verfüllt wurde, so dass heute 2 Wasserläufe aus dem Inneren des ehemaligen Bergwerkes abfliessen, besteht für die nachfolgenden Gewässer eine direkte Bedrohung durch potentiell erhöhte Schwermetallbelastung was ein permanentes Gewässermonitoring erfordert.
Neben der direkten Umweltgefährdung durch Bergbaufolgeprodukte existiert im Raum Weilmünster aber auch ein erhöhtes potentielles Risiko für den Missbrauch ehemaliger Bergbaustätten als Lagerplätze für andere toxische Substanzen, insbesondere aus der Waffenproduktion zu Zeiten des Ersten (1914-1918) und Zweiten Weltkrieges (1939-1945). Zu diesen Bergbaustätten summieren sich desweiteren ehemalige miltärische Bunkerbauwerke, militärisch mitgenutzte Eisenbahnanlagen und ehemalige unteridische Bauwerke welche ursprünglich zum Zwecke der Grundwassergewinnung gebaut worden waren.
Der Zeitraum für die missbräuchliche Nutzung von Weilmünsterer Bergwerken zur Lagerung bzw. zum Versteck von riskanten Munitionsbeständen könnten die Phasen der Kriegsenden ab 1918 und 1945 gewesen sein. Im Ersten Weltkrieg wurden in diesem Zusammenhang in Deutschland in grossem Umfang chemische Waffen (Gasgranaten) und Brandmunition (Phosphor-Bomben) produziert, deren Einsatz und Besitz ein Verstoss gegen das Völkerrecht (Genfer Konvention) darstellte. Im Angesicht bevorstehender Niederlagen und Kapitulationen entstand so die Notwendigkeit, kompromittierende Munitions- und Waffenbestände "verschwinden zu lassen" um so Sanktionen für die beteiligten Truppenverbände zu vermeiden.
In letzterer Hinsicht stellt der Naturraum des Taunus ein besonderes Risikogebiet dar, denn es handelte sich um einen strategischen Rückzugsraum, der von vorrückenden Invasionstruppen aus Frankreich, England und den USA erst in den allerletzten Tagen der Kriegsereignisse betreten wurde. So erreichten aus dem Rhein-Main-Gebiet vorrückende Verbände der US Army Wehrheim erst an Ostern (1. April 1945) also 38 Tage vor dem Kriegsende in Deutschland. Dieser Charakter der bis zum Ende verteidigten Mittelgebirgs-Alpenfestung des Dritten Reiches kommt auch durch die grosse Zahl militärstrategisch bedeutsamer Bauwerke zum Ausdruck, wie beispielsweise des Führerhauptquartiers Kransberg zwischen Friedberg und Usingen, des Feldflughafens Merzhausen, der Bunkeranlagen bei Butzbach-Münster-Fauerbach und Usingen-Pfaffenwiesbach. Regionale Eisenbahnprojekte hatten dabei teilweise auch parallele militärische Bedeutung, wobei insbesondere die Tunnelanlagen als Zugängen zu unteriridischen Waffenproduktions- oder Lagerstätten dienten. In der Endphase des letzten Weltkrieges dienten diese Tunnel zudem als Unterstände von mobilen militärischen Operationszentralen (Kommando-Züge) zum Schutz vor Luftangriffen. Ebenso wurden die Bahnlinien des Lahntales insbesondere zwischen Nassau und Wetzlar und vermutlich auch die Weiltalbahn für den Transport von Raketen-Waffensystemen des sogenannten V-Waffen-Programmes verwendet. Dabei wurden in Wetzlar montierte V2 Raketen auf Zügen zu den Abschussplätzen transportiert und dort auf Lastwagen umgeladen.
Die Sonderprogramme des Heeres und der Luftwaffe sowie die in der Region zusammenrückenden Kommandostrukturen wurden von Spezialeinheiten der SS (Totenkopf-Division) begleitet und gesichert, die sich auch nach der Kapitulation am 8. Mai im Taunus noch Gefechte mit vorrückenden US-Verbänden lieferten (Goldener Grund). Dieses Hinauszögern des Kriegsendes im Taunus diente vor Allem dazu, den noch intakten Strukturen der Wehrmacht im Taunus die Integration in die Zivilbevölkerung, das Ablegen der Uniformen und das Verstecken der Waffen zu ermöglichen. Als Waffendepot dienten dabei alte Bergbautunnel und Stollen und Unterirdische Bauwerke des Reichsarbeitsdienstes RAD.
In diesem Zusammenhang wird seit den 70iger Jahren ein irreguläres Phosphor-Waffen-Depot auf dem Weilmünsterer Gemeindegebiet vermutet. Deutsche Phosphor-Munition wurde insbesondere in Form der Brandbomben C50A C250A seit dem 1. Weltkrieg produziert und eingesetzt. Ob es sich bei dem vermuteten Depot um Waffen oder um Waffenfähiges Material aus dem Phosphorit-Bergbau handelt ist unbekannt. Ehemaliger Phosphorit Bergbau in der näheren Umgebung Weilmünsters ist für das Gemeindegebiet von Weinbach-Freienfels und Weilburg-Kubach registriert. Existierende vage Hinweise besagen, Phosphor-Munition sei in einem vertikalen Schacht in einem Steinbruch in einer Tiefe von 60-150 Metern eingefahren und mit Bergbauschutt überfüllt worden. Gerüchteweise wurden der Steinbruch Greb zwischen Ernsthausen und Laimbach sowie das Minengelände Germania und Mehlbach zwischen Rohnstadt und Laubuseschbach genannt. Weitere Hinweise deuten auf eine Lagerung in Seitentunnels des Weilmünsterer Eisenbahntunnels hin.
Gerüchteweise existieren desweiteren Hinweise auf die mögliche Existenz von Gasmunition, die irregulär in tiefgehenden Bergbaustollen abgelegt worden sein könnte. Aus solcher verrottender Munition soll angeblich in einem unbekannten Stollen schweres Gas ausgetreten sein, das sich auf dem Stollengrund abgelagert hat. Wegen fehlender Luftzirkulation sei das Gas, welches schwerer als die Atemluft sei, dort am Boden des Stollens persistent und stelle eine Gefahr für Personen dar, die ohne Atemschutzmaske die Bergbauanlage betreten. Angeblich seien 1 oder 2 Personen, die den Stollen zu einer Erkundung betreten hätten, nicht aus diesem zurückgekehrt. Das Ereignis könnte im Zeitraum 1985-95 stattgefunden haben. Bei dem betreffenden Bergwerk könnte es sich um einen Bergbautunnel im Leistenbachtal oder im Bleidenbachtal beziehungsweise den Mehlbach-Tälern handeln.
Als weitere, nicht waffen- oder bergbautechnische toxische Substanzen, die im Weilmünsterer Gemeindegebiet irregulär gelagert worden sein könnten, kommen radioaktive Bestandteile und Substanzen aus dem Gesundheitswesen in Frage. Konkret könnte es sich um radioaktives Material handeln, das bei Röntgen-Untersuchungen verwendet wurde und nicht sachgerecht entsorgt worden sein soll, das heisst angeblich in ehemals für die Trinkwassergewinnung auf dem Sanatoriumsgelände gegrabenen Bergbaustollen endgelagert worden sein soll. Solche Befürchtungen traten bei der Aufarbeitung der Klinikumsgeschichte durch Weilmünsterer Bürgerinitiativen in den 70 - 90iger Jahren erstmals auf. In diesem Zusammenhang wurde eine "Vergiftung des Grundwassers befürchtet. Da sich die Gerüchtebildung aber parallel um Holocaust-Berichte aus der Zeit der faschistischen Euthanasie-Programme wob, wobei damals angeblich in Sanatoriums Stollen nach Nahrungsmangel verstorbene Patienten abgelegt worden sein sollen, ist dieser Hinweis aber zu vage und phantasieumsponnen. als dass diesem potentiellen Risiko-Faktor grössere Bedeutung zugemessen werden müsste.