Dienstag, 6. November 2018

BERGWERKE bei Essershausen

Einer der grössten zusammenhängenden Bergbau-Komplexe Weilmünsters erstreckt sich zwischen dem Weil-Tal und dem Erlenbach- / Weinbach-Tal auf und unterhalb des Brendels- und des Betzen-Berges zwischen den Weilmünsterer Ortsteilen Essershausen und Aulenhausen.

Kernstück des Tagebau- und Stollen-Bergwerkes ist der rund 4.500 Meter lange "Ferdinandstollen" zwischen dem Ratsbach-Tal, einem Seitental der Weil und dem Lückenbach-Tal, dessen Kleingewässer in den Erlenbach mündet. Der Stollen verband die Grubenfelder Waldfriede (heute landläufig "Grube Fritz" genannt) und Lückenbach (Quelle www.lahnbahn.de/a/frit.htm). 

Ehemals von einer Lorenbahn zum Personen- und Gesteinstransport durchfahren, war der Bergbau-Gang an beiden Ausgängen an Schienentransportwege angeschlossen, über welche Güterzüge das abgebaute Eisenerz und andere Mineralien zum Bahnhof Guntersau im Lahntal transportierten. Eine Förderbahn zwischen dem Lückenbach-Grubenfeld und der Grube Erzengel bei Weinbach und zwei Lorenbahnen zwischen dem Ausgang des Ferdinandstollens und der Erzverladestation "Waldfriede" der Weiltal-Bahn übernahmen die geförderten Gesteine.

Für den Zeitraum 1882 bis 1893 wird desweiteren die Existenz einer 12 Kilometer langen Seilbahn zwischen dem Erzverladebahnhof Guntersau und der Eisenerzgrube Riesenburg bei Weilmünster Rohnstadt erwähnt. An diese Erz-Transport-Seilbahn müssten auch die Grubenfelder bei Essershausen vor dem Bau der Weiltalbahn mitangeschlossen gewesen sein. Der exakte Verlauf der Seilbahn ist bisher nicht dokumentiert.

Der Ferdinand-Stollen unterquerte mehrere Tagebau-Grubenfelder auf dem Höhenrücken des Bergsattels zwischen dem Brendels- und dem Betzen-Berg und den Talverzweigungen des Stembach-Tales, wo oberflächlich in heute waldbestandenen und aus bis zu 1/2 dutzend Meter tiefen anthropogen entstandenen Bodensenken Erze geschürft wurden. Die Grubenfelder auf dem Höhenrücken tragen heute die Namen Fritz, Mark, Vergnügen, Strütchen, Glücksstern und Eintracht, wobei in Folge Besitzerwechsel die Namensgebung im Zeitverlauf räumlich variierte. Desweiteren sind die Grubenfelder Weilburg, Polygon und Winters registriert.


Das Bergbaugebiet bei Essershausen aus der Vogelperspektive mit ungefährer Lage der bisher zugeordneten Grubenfelder. Der Verlauf des Ferdinand-Stollens ist in gelb eingezeichnet 



Die ungefähre Höhenlage der Stolleneingänge dürfte bei 190 (Waldfriede) und 230 Metern über NN (Lückenbach) liegen. Damit verläuft der Ferdinandstollen etwa 70-90 Meter unterhalb der Grubenfelder auf dem Bergrücken. 


Die Bergwerke bei Essershausen befanden sich im Besitz der Minen-Kompagnien Buderus in Wetzlar, Friedrich Krupp in Essen, Gebrüder Lossen in Bendorf/Rhein und Phillip Friedrich Albishausen & Consorten in Aulenhausen. 

Exakte Pläne über die Stollengänge der unterschiedlichen Bergwerksbetreiber-Gesellschaften sind nicht öffentlich dokumentiert. Somit ist unbekannt, inwiefern die Gangsysteme untereinander in Verbindung stehen oder ob Seitenstollen des Ferdinandstollens an den Berghängen münden.  

Die Existenz von "Sturzschächten" ist erwähnt. Ob diese zum Auftransport des Gesteines aus dem Bergwerk an die Erdoberfläche (Seilbahntransportweg) dienten oder ob durch diese das oberirdisch abgebaute Erz zur unterirdisch verlaufenden Lorenbahn im Ferdinandstollen "gestürzt" wurde, ist nicht exakt beschrieben.

Im Stembachtal sind heute mindestens noch 2 existente Grubeneingänge bekannt, ihre Benennung ist variabel. Von der Existenz weiterer, heute verschütteter Stollen muss ausgegangen werden. Der Talverlauf selbst ist in zwei Abschnitten durch voluminöse Gesteinsschutt-Abraumhalden, die vom Stembach unterflossen werden, vollständig verfüllt. Ein Grossteil dieses Abraum-Materiales dürfte aus den metertiefen Schürfungen der teilweise anthropogen entstandenen Seitentäler aber auch aus unterirdischen Grubengängen stammen.   

Verschüttete Sturzschächte stellen ein potentielles Risiko für Waldwanderer dar, da unbekannt ist, ob es zu Nachrutschungen der möglicherweise nur oberflächennahen Verfüllung kommen kann. Vor Betreten des gesamten von Wald überwachsenen Grubengeländes sollten vorsichtshalber Sicherungsmassnahmen (Begleitperson, Mobilfunk) getroffen werden. 



Grube Waldfriede ("Grube Fritz" / Ferdinand-Stollen)

Grosses Eisengewinnungs-Bergwerk mit Bahnverladeanlage westlich von Essershausen in Richtung Ernsthausen gegenüber einer Weiltal-Mühle. Die populäre Benennung des Bergwerkes ist uneinheitlich (Waldfriede / Fritz / Ferdinandstollen). Am erhaltenen Grubeneingang ist eine Steintafel mit der Aufschrift "1884 Ferdinand Stolln" angebracht.




Stolleneingang am ehemaligen Bergwerk Waldfrieden.
Der Stollen ist mit einer Steintafel mit der Aufschrift "1884 Ferdinand Stolln" gekennzeichnet





Reste der Transport- und Verladerampe für abgebautes Eisenerz zwischen dem Bergwerk Waldfrieden und der ehemaligen Weiltalbahnlinie. Die Beladung der Gesteinstransportzüge erfolgte über eine Schütt-Rutsche


Historische Fotografie des Bergwerkes und der Lorenbahnen zwischen Stollenausgang und Bahnverladerampe





Zement-Stützmauer am Rande der Weiltal-Bahnlinie zwischen dem Bergwerk Waldfrieden und dem Bahnhof Essershausen. Zwei Entlüftungs- oder Entwässerungsschächte markieren einen Sektor der einen potentiellen vermauerten Stolleneingang überdecken könnte.






Gruben im Stembachtal


Den Talverlauf in der unteren Tal-Hälfte versperrende Abraum-Halde



Den Talverlauf des Stembachtales versperrende Bergbau-Abraumhalde im der oberen Talhälfte auf Höhe der Bergwerke Strütchen und Eintracht




Tiefes westliches Schürfungs-Seitental zum Bergwerk Vergnügen und den Grubenfeldern Mark und Fritz auf dem Bergsattel hin verlaufend


Grabungs-Rinnen des Bergwerkes "Strütchen"



Stollen-Eingang eines Bergwerkes nahe des Grubenfeldes Strütchen auf 230 m ü.N.N.



Tagebau-Grube des Bergwerkes "Glücksstern"










Gruben oberhalb des Brendelsberges




Ansicht der Grubenfelder Mark und Fritz mit vermuteter Lage eines ehemaligen, heute verschütteten Sturzschachtes (gelb). Dieser Sektor wird heute von einem Kleingewässer eingenommen.

Senke unter Wald des Grubenfeldes Fritz in welcher sich lokal ein temporäres Kleingewässer bildet. Das Gewässer könnte durch die oberflächliche Verfüllung einer tieferen Ausschachtung mit  wasserundurchlässigem Lehmboden entstanden sein.


Sektor des Grubenfeldes mit dem temporären Kleingewässer



Grubenfeld Fritz



Einsturz- oder Abbau-Trichter im Übergangsbereich der Bergbau-Felder Fritz und Mark



Grube Mark







Gruben-Felder nördlich von Essershausen


1.
Ausgedehnte Tagebau-Flächen unter Hochwald am südwestlichen Hang des Grauenstein.









Bearbeitungsstand
8. November 2018
19.31
























   

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