Sonntag, 30. September 2018

Bergwerke Hohenstein (Steinbruch Weilmünster Bahnhof) bis Stollberg

Zu den grössten, zusammenhängenden Erz-Abbaugebieten in der unmittelbaren Ortsumgebung Weilmünsters zählen die Bergwerke Hohenstein und Stollberg. Die Gruben am Stollberg erstreckten sich entlang des gleichnamigen Höhenzuges zwischen Weilmünster und Aulenhausen und im gesamten Kombach-Tal. Im südöstlichen Anschluss an den Stollberg liegen die Grubengelände Charon, Riesenburg, Germania und Mehlbach. 

Luftansicht der historischen Erz-Abbaugebiete Stollberg und Hohenstein


Über den nächstfolgenden Höhenzug nach Norden schliesst an die Stollberg-Gruben das historische Erz-Abbaugebiet HOHENSTEIN an welches in Form eines rezenten Tagebaues bzw. Steinbruches westlich des ehemaligen Bahnhofs von Weilmünster auch heute noch weiter existiert. Allerdings ist der Tagebergbau zur Gewinnung von Bruchgestein für die Herstellung von Wasserkanalisations-System-Bauteilen aus Beton dort heute fast gänzlich eingestellt und wird der Steinbruch seit einigen Jahren als Bauschuttdeponie wieder aufgefüllt. Weitaus weiter ausgedehnt als der heutige Tagebau war allerdings der historische Bergbau von HOHENSTEIN, was aus der Luftansicht an der Geländeskulpturiereung der weiteren Umgebung des Steinbruches heute noch gut ablesbar ist.

Die Geländeskulpturierung in der Umgebung des heutigen Steinbruches Weilmünster weist auf früheren Erz-Tagebau und vermutlich auch auf ehemalige Stollensysteme in weit ausgedehnterem Umfange insbesondere westlich des Abbaues hin



1. Steinbruch Weilmünster

Da die Verfüllung des Steinbruches im Oktober 2018 soweit vorangeschritten ist, dass die gesamte, ehemalige, südliche Gesteins-Abbaufront mit herantransportiertem Auffüllungsmaterial überdeckt ist, sind dort alle bis vor wenigen Jahren noch existenten Spuren des historischen Bergbaues mittlerweile verschwunden. Diese bestanden im Jahre 2012 allerdings auch nur noch aus einem einzigen, angeschnittenen, vertikalen, niedrigen Stollengang (Kriechgang), der bereits seit Jahrhunderten dort tief in den Berg gegraben worden sein muss. 

Der Erzgang soll früher zum Abbau unter anderem von bleihaltigem Gestein in den Berg getrieben worden sein. Bei Aufsammlungen des CID Institutes zur Gesteinbestimmung vor 2012 wurden dort in Haldenmaterial noch Spuren von "Katzengold" (Pyrit) gefunden. Nach alten Weilmünsterer Legenden hatte dieser Stollen vor Jahrhunderten einem aus dem Dorf verstossenen, ehebrechenden Liebespaar als Wohnstätte gedient. 


Katzengold vom letzten verbliebenen Stollengang des ehemaligen Hohenstein-Bergwerkes im Steinbruch Weilmünster (30. Juli 2011)       


Auf dem gesamten Steinbruchareal sollen mehrere solcher Stollengänge, die dann mit der Zeit im Rahmen des Gesteinsabbaues verschwanden, existiert haben. Gegenwärtig sind innerhalb des Steinbruches keine weiteren nennenswerten Gangsysteme, die potentiell als irreguläre Altlastendeponien in Frage kämen, mehr zu vermuten.

In der oberhalb des Steinbruches in Richtung Stolberg weisenden, breiten Talsenke liegen vermutlich Bergbaustätten mit historischen, oberflächlichen Schürfungen nach Erz. Horizontale Stollen sind dort weniger wahrscheinlich. Um das in tieferen Gesteins-Schichten liegende bzw. vermutete Erz abzubauen hätten von dort vermutlich vertikale Schächte in den Berg getrieben werden müssen. Hinweise auf solche vertikalen Schächte sind dort aber bisher nicht gefunden worden.



2. Historische Hohenstein-Abbauflächen zwischen Steinbruch und Lützendorf


An das Steinbruchareal angrenzend fallen nach Westen in Richtung Lützendorf zwei weitere Täler mit mehreren längeren, seitlichen Hang-Senken auf, die relativ eindeutig auf ehemalige Bergbauaktivitäten an der gesamten, heute von Wald bedeckten Hangfläche hindeuten. Das Areal verläuft parallel zur ehemaligen Bahnlinie und ist von diesem teilweise durch eine befahrbare Rampenanlage abgegrenzt, welche auf eine Haldenfläche am Eingang des zweiten Tales führt, die von einem gemauerten Wassertunnel unterquert wird, der überproportional zu dem kanalisierten Gewässer ist. Die Rampenanlage ähnelt einer ähnlichen Bergbau-Rampe am Lahnufer gegenüber dem Bahnhof von Graeveneck.


Befestigte Plateau-Halde am Eingang des zweiten Schürfungs-Tales westlich des Steinbruches Weilmünster

Rampenanlage mit Zufahrt zum Bahnübergang bei Lützendorf

Entwässerungstunnel unterhalb der Plateau-Rampe

Detail der Wasserkanal-Architektur


Die Dimension des Rampen-Plateaus, ihr Konstruktionsaufwand und die hochprofessionelle Kanalisation weisen unter bergbautechnischen Gesichtspunkten darauf hin, dass das anschliessende Tal ein über lange Zeit bedeutsames Grubengelände bzw. Erz-Abbaugebiet gewesen sein müsste, aus welchem so hohe Fördermengen an Gestein gewonnen wurden, dass sich der Bau einer so aufwendigen Anlage zum Abtransport des Erzes gelohnt hatte. Da heute aber keinerlei offensichtlichen Stolleneingänge an den Talseiten zu finden sind würde dies bedeuten, dass diese ehemaligen Grubenzugänge heute verschüttet wären. 

Stattdessen finden sich an den Talhängen lineare Senken, die höchstwahrscheinlich nicht durch Bodenerosion in Folge Wasserabfluss entstanden sind, also anthropogener Herkunft sind. Diese Senken könnten theoretisch den ehemaligen Verlauf eingebrochener oder verschütteter Stollengänge markieren, die dann am Fusse der Senken münden müssten.   


Lineare Hangsenke am zweiten Seitental, die auf ehemalige Bergbauaktivität hinweist

Talgrund des zweiten Seitentales mit Steilhängen. Die Talform legt eine Entstehung des Tales durch Bergbauaktivitäten nahe

Panorama des gesamten Hang- und Talprofiles


Struktur des anthropogenen Steilhang-Tales mit linearen Hangsenken


Bisher wurde nur das Tal im ersten Abschnitt als anthropogenes Werk identifiziert und die Existenz linearer Hangsenken registriert, nicht aber eine gezielte Suche nach potentiellen Seiten-Stolleneingängen oder einem Bergwerks-Eingang am Ende des Tales realisiert, welche hier vermutlich existierten. Diese verschütteten Zugänge wären ebenso wie der folgend beschriebene, potentielle ehemalige Eingang in den Berg am Steilhang zur Bahnlinie, Verdachtspunkte für irreguläre Lagerstätten.   

Rund 200 Meter weiter westlich sind am Steilhang weit oberhalb des Transportweges von der Rampe zur Bahnlinie aufwendige Metall-Sicherungs-Bauwerke zu erkennen, die offensichtlich ein Abrutschen des Hanges an diesem Punkt verhindern sollten. Felswandaufschlüsse weisen hier auf ehemalige Bergbauaktivitäten hin. Der Sinn der metallenen Barriere ergibt sich aber nur, wenn direkt unterhalb des Schutzbauwerkes ein vor Steinschlag oder nachrutschendem Gestein zu schützender Stolleneingang gelegen hätte, der heute von massiven Gesteinstrümmern überdeckt wäre. 

Metall-Barriere am Steilhang, die vermutlich den Zweck erfüllte, einen direkt darunter liegenden Stolleneingang vor Hangrutschungen zu schützen.


Charakteristik des Felsaufschlusses an der Gesteins-Schuttdecke, die den Hang unterhalb der Metallbarriere überdeckt


Metallbarriere und Felsen


Da vermutlich die Gesteins-Schuttdecke, die den Hang unterhalb der Metallbarriere überlagert, vom benachbarten Felsaufschluss stammt, liegt die Vermutung nahe, dass das Gestein dort gelöst oder sogar abgesprengt wurde, um einen potentiellen Eingang in den Berg unterhalb der Metallbarriere zu verschütten. 


Blick auf den weiter hangaufwärts punktuell gegen Rutschung gesicherten Hang vom Transportweg zwischen Bahnübergang und Plateau-Halde aus gesehen. Der von der Mauer am Wegrand zurückgehaltene Hangschutt könnte einen vermuteten Zugang in den Berg überdecken.


In der Gegenrichtung zum Steinbruch hin schliesst sich an das Tal mit der Plateau-Zufahrt ein weiteres, tiefeingeschnittenes Seitental an, das neben einer Zufahrt zum Steinbruch ebenso Spuren historischer Bergbauaktivität aufweist. Am Rande der Zufahrt liegt mindestens ein ehemaliger und heute teilweise verschütteter, ummauerter Eingang in den Berg, welcher aber von seiner Architektur her eher auf ein militärisches Bunkerbauwerk hinweist. Geländestudien des CID Institutes von vor 2010 weisen einige Meter hangabwärts auf einen unmittelbar benachbarten, zweiten Bunkereingang hin, der aber heute vollständig mit Hangschutt überlagert zu sein scheint.



Bunkereingang im dem Weilmünsterer Steinbruch benachbarten Seitental

Vermuteter verschütteter Zugang zu einem benachbarten, zweiten Bunker wenige Meter hangabwärts des halbverschütteten Bunkereingangs am Wegrand unter Schutt und Ästen


Vermuteter kaschierter Eingang zu einem zweiten Bunkerstollen


Die Betonummauerung des Einganges weist darauf hin, dass es sich um Bauwerk aus Kriegs- oder Nachkriegszeiten handelt, das die Funktion eines Luftschutzkellers für Betriebsangehörige gehabt haben könnte oder aber ein Funktionsbauwerk des Steinbruches, zum Beispiel zur Lagerung von Sprengstoff oder Gefahrgut war. Bereits seit etwa einem Jahrzehnt ist der Zugang des Bunkers insofern unverändert, dass der Eingang halb verschüttet und somit unzugänglich ist. Eine schmale Funktionsöffnung im Seitenrahmen erlaubt das Einführen einer Kontrollkamera.


Bunkereingang im Tal westlich neben dem Steinbruch. Auf seine vermutlich ehemals militärische Funktion weisen Betonpfosten und Stracheldraht-Reste hin.


Kontrollkamera-Schacht im Betonrahmen des Bunkers

  
Natürlich ist es aber auch nicht auszuschliessen, dass es sich bei dem Eingang um einen ehemaligen Bergbaustollen handelt. Als militärischer Bunker wäre das unterirdische Gebäude - sollte dies nicht bereits erfolgt sein - auf potentielle Waffen- und Munitionsreste zu untersuchen. Handelte es sich um ein Bergbau-Funktionsgebäude z.B. zur Sprengstofflagerung, so ist zuerst davon auszugehen, dass es wegen fehlender Sicherungsstruktur (z.B. Videoüberwachung) seit langer Zeit nicht mehr als solches genutzt wird, also potentiell früher dort gelagertes Gefahrgut von den Steinbruchbetreibern bereits vor Jahren bzw. Jahrzehnten gesichert, entfernt und an anderem Ort gelagert wurde.  



3. Gruben am Stollberg


Bisheriger Informationsstand :

Am Gipfel des Stollberges östlich des Sonnenhofes liegen mehrere Erz-Grabungsfelder. Das stark roteisenhaltige Gestein tritt dort oberflächlich zu Tage und wurde hier vermutlich nicht tiefgründig abgebaut. Bisher wurden keine eindeutigen Hinweise auf verschüttete Stolleneingänge gefunden. 



4. Gruben im Kombach Tal

Bisheriger Informationsstand :

Im ehemaligen Naturschutzgebiet Wacholderheide unterhalb der Wege-Gabelung zwischen Stollberg und Modellflughafen soll eine unterirdische Bergbau-Kaverne existieren, deren Eingang mit einer Abraumhalde überdeckt und verschüttet wurde.





Bearbeitungsstand CID Situationsanalyse 

24. Oktober 2018 - 13.16







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